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Der Chisholm Trail - Deutsch

 

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Quelle: Oklahoma Historical Society (weitere Informationen unter: http://chisholmtrail150.org/trail-history/oklahoma-trail)

DER CHISHOLM TRAIL

Zu seiner Blütezeit wurde der Chisholm Trail als eines der „Wunder der Westlichen Welt“ bezeichnet. Viehherden mit bis zu 10.000 Rindern wurden auf dieser Route von Texas nach Kansas getrieben. Der Trail hat seinen Namen dem Viehhändler Jesse Chisholm zu verdanken, einem Halbblut-Cherokee-Indianer und Händler, der vor dem amerikanischen Bürgerkrieg eine Trading Post im Westen des heutigen Oklahoma City unterhielt. „Black Beaver“, ein Delaware-Indianer und Freund von Chisholm, hatte als Kundschafter die Unionstruppen auf dem Trail nordwärts nach Kansas geführt, nachdem diese das Indianerterritorium zu Anfang des Bürgerkriegs kampflos den Konföderierten überlassen hatten.

Während des Bürgerkriegs, bei dem die Texaner auf Seiten der Konföderation kämpften, hatten sich die vielfach sich selbst überlassenen Rinder unkontrolliert vermehrt. Daher war 1866 der Preis pro Rind in Texas auf $ 4 pro Stück gesunken, während man im Norden und Osten der U.S.A. für ein Tier noch $ 40 erhielt. Ab 1866 wurden die ersten  Herden auf dem sogenannten Shawnee Trail von Texas durch Ost-Oklahoma getrieben, doch die Wälder und das raue Gelände erwiesen sich als ungeeignet für Viehtriebe.

Als 1867 die Kansas-Pacific Railroad den Ort Abilene in Kansas erreichte, ließ der Viehhändler Joseph McCoy dort Stockyards, Viehhöfe, einrichten. McCoy sandte Vertraute aus, die Viehzüchter in Texas davon überzeugen sollten, ihre Herden zu seinen Stockyards zu treiben. Außerdem überredete er Viehhändler, nach Abilene zu kommen um gleich dort das wartende Vieh zu kaufen. Die Viehtreiber nutzten zunächst zahlreiche Pfade durch Süd- und Zentral-Texas Richtung Norden bis zur Furt über den Red River, dem Grenzfluss zwischen Texas und dem heutigen Oklahoma. Danach folgten die Cattle Drives dem sogenannten Abilene Cattle Trail, der später als „Chisholm Trail“ berühmt werden sollte. Spätestens 1870 wurde der Trail nach dem gleichnamigen Händler benannt, der schon während des Bürgerkriegs eine Ranch am Trail, bei Wichita/Kansas, betrieben hatte. Nach Ankunft in Abilene wurden die Rinder dann verkauft, verladen und zu den großen Schlachthöfen im Osten verschifft.

Die Rinderherden waren unterschiedlich groß: Sie umfassten 500 bis 10.000 Stück, die Durchschnittsgröße lag im Allgemeinen bei etwa 2.500 bis 3.000 Rindern. Ein Rancher vertraute seine Herde einem „Trailboss“ an, dieser wiederum heuerte 10 bis 14 Cowboys, einen „Wrangler“ – der für die 100 bis 150 Pferde der Cowboys verantwortlich war – und einen Koch an. Letzter betreute den Versorgungs- und Küchenwagen, den Chuckwagon. Der Trailboss war auch für den Proviant und für die Planung der Route zuständig.

Einmal unterwegs, war der Tagesablauf stets gleich: Am Morgen wurde das Vieh getränkt, dann bewegte sich die Herde, dabei gemächlich grasend, nordwärts. Die Cowboys sorgten dafür, dass die Rinder nicht stehen blieben, zurückliefen oder sich von der Herde entfernten. So legte die Herde etwa zehn Meilen (16 km) pro Tag zurück, mit kurzen Pausen zum Trinken und Fressen. In der Nacht wurde die Herde an einem Wasserloch versammelt und begab sich dort zur Ruhe. Die verschiedene Herden auf dem Trail bewegten sich stets in einem Abstand von weniger als zehn Meilen (16 km)  und verteilten sich dabei so, dass nachts für jede eine Wasserstelle zur Verfügung stand. Diese enge Aufeinanderfolge von Viehherden konnte jedoch auch kritisch werden, denn wenn es irgendwelche Probleme gab, „staute“ sich das Vieh verschiedener Viehtriebe, was Zeit kostete und auch zu Verlusten führen konnte. Am Endbahnhof in Abilene angekommen, verkaufte der Trailboss Rinder und Pferde, zahlte die Cowboys aus und kehrte nach Texas zurück um den Erlös dem Ranchbesitzer zu übergeben. Ein erfolgreicher Trailboss war gefragt und deshalb Jahr für Jahr auf dem Trail unterwegs.

Im Ganzen erstreckte sich der Chisholm Trail über 800 Meilen, fast 1300 km, von Südtexas über Fort Worth und weiter durch Oklahoma bis hinauf nach Kansas. Von 1867 bis 1871 endeten die Viehtriebe in Abilene/Kansas, später in Newton und Wichita. Eine Nebenroute, der „Cimarron Cutoff“, folgte dem Nordufer des Cimarron River und erlaubte es, Rinderherden nach Dodge City, weiter westlich, zu bringen. Zwischen 1883 und 1887 wurden die Herden nur noch bis Caldwell/Kansas getrieben, das als letzte „Cowtown“ am Chisholm Trail galt.

Der Chisholm Trail führte von Texas nordwärts und erreichte an der Red River Station, nahe dem Ort Ringgold, das sogenannte Indian Territory, den heutigen Bundesstaat Oklahoma. Nach der Überquerung des Red River ging es durch das Indianerland, vorbei an Stationen wie Fleetwood Store, Blue Grove, Reid Store, Old Suggs Camp Ground and Tank, Monument Hill, Old Duncan Store, Cook Brothers Store oder Silver City am South Canadian River. Nördlich davon gabelte sich der Trail: Eine westliche Route verlief erst leicht nordwestlich durch Concho, Fort Reno und Kingfisher Stage Station und wandte sich dann nach Nordosten; sie diente vor allem zum Transport von Lasten und für Kutschen. Die östliche Route nutzten in erster Linie die Cowboys mit ihren Viehherden. Von Silver City ging es zunächst in nordöstliche Richtung, dann verlief die Strecke westlich am heutigen Ort Mustang vorbei, durchquerte den Bezirk Yukon und passierte im Westen den Ort Piedmont um an der Mündung des Kingfisher Creek in den Cimarron River den Fluss zu überqueren. Der Ostableger des Trails lief bei der Red Fork Ranch, auch als „Dover Stage Stand“ bekannt (heute die Ortschaft Dover), wieder mit dem Westzweig zusammen. Nördlich von Dover passierte der Chisholm Trail die Buffalo Springs-Kutschenstation (dort wo sich heute der moderne Ort Bison befindet), die Skeleton Ranch (nahe dem heutigen Enid), die Sewell’s Ranch (beim modernen Jefferson) und Lone Tree (bei Renfrow), ehe er südlich der Ortschaft Caldwell die Grenze nach Kansas überquerte.

Die Blütezeit der Cattle Drives auf dem Chisholm Trail fiel in die Jahre zwischen 1871 und 1873. Nach 1881 ging die Zahl der Viehtriebe erheblich zurück. Die Gründe dafür waren vielfältig: Nach 1884 wurden die Weideflächen im sogenannten Cherokee Strip, wie die Region im zentralen Norden des heutigen Oklahomas genannt wurde, eingezäunt. 1886 trat dazu in Kansas aufgrund des „Texas Fever“ – einer durch Parasiten verursachten Rinderseuche – ein Quarantäne-Gesetz in Kraft und verbot die Einfuhr texanischer Rinder. Außerdem vernichtete ein Schneesturm im Winter 1887 einen Großteil der Viehbestände. Der „Land Run“ im Jahr 1889, jene Aktion, mit der das vormalige Indian Territory zur Besiedelung frei gegeben wurde, hatte schließlich zur Folge, dass unzählige, eingezäunte Gehöfte und Städte entstanden. Damit war die Zeit der Cattle Drives, der Viehtriebe, vorbei. Rund sechs Millionen Rinder, so schätzt man, waren einst über den Chisholm Trail getrieben worden und hatten die Entstehung zahlreicher Cowboy-Legenden zur Folge, die bis heute kursieren.

Zwischen 1990 bis 1997 hat Robert Klemme aus Enid/Oklahoma die alte Route des Chisholm Trail durch Texas, Oklahoma und Kansas aufgespürt und beschlossen, 400 Markierungssteine entlang dem Routenabschnitt durch Oklahoma zu setzen. Im September 1997 wurde der letzte der 400 Marker an der Wilshire Road bei Yukon aufgestellt. Klemme errichtete jedoch auch Erinnerungsmale in Brownsville/Texas und Abilene/Kansas, sodass zu Ende des 20. Jahrhunderts der Chisholm Trail an vielen Orten wieder ins Bewusstsein gerückt war.

Textnachweis:

- Steven D. Dortch, “Chisholm Trail,” Encyclopedia of Oklahoma History and Culture, www.okhistory.org

- Übersetzung: Travel KSOK, BriKrae (Margit Brinke – Peter Kränzle).

 

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